Elster
1867 wurde ihr Grundstein gelegt, der noch an der Südseite zu sehen ist, 1871 war die Einweihung. Es ist vermutlich schon der 5. Kirchenbau in Elster. Bis vor 200 Jahren veränderte die Elbe nach Hochwassern oft ihren Lauf, so dass der Ort und mit ihr auch die Kirche von der Elstermündung langsam Richtung Nordwesten gewandert ist. In der Burg „Alstermünde“ wird die erste Kirche gestanden haben.
Am 10. Dezember 1520 verbrannte Martin Luther die Bannbulle des Papstes gegen ihn, und zwar „am Elstertor“ in Wittenberg: Also am Tor Richtung Elster, damit ist der Ort fester Bestandteil der Reformationsgeschichte. Valentin Schwan war der erste Pastor, der anlässlich der ersten evangelischen Kirchenvisitation „von Dr. Martin Luther selbst eingesetzt“ worden ist.
In der Chronik heißt es 1598: „Wegen des reißenden und waschenden Elbstroms hat mit anderen Wohnhäusern auch des Prädikanten Haus abgebrochen und ins Feld hinausgebaut werden müssen. Auch wäscht die Elbe immer den Kirchhof weg, so dass die Kirche wohl bald abgebrochen und weggebaut werden muss.“ 1602 wurde ein neuer Kirchbau fertig, der sich einige Meter südlich von hier an der Stelle des jetzigen Schulhofes befand.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Elster 1637 von schwedischen Truppen zerstört. Die Kirche war danach einsturzgefährdet und der Turm nur noch ein Balkengerippe. Die Pfarrstelle war viele Jahre nicht besetzt, durch Krieg und Pest ist Elster fast menschenleer. Von den vorher 58 Wirtschaften lebten 1638 nur noch 6 Männer, 13 Frauen und ein Pferd. An die alten Zeiten als „Städtlein Elster“ erinnern die „Bürgermeistersteine“, alte Grabsteine, die jetzt an der Westwand der Kirche zu sehen sind, für Laurentius Elstermann (gest. 1625) und Sebastian Siebner. Der alte Grabstein gleich neben der Kirchtür ist für Pfarrer Christian Friedrich Kretzschmar, der 1705 in der Kirche begraben sein soll und von 1688 an hier Pfarrer war. Er konnte seine Tochter Anna an den „Erbschenken, Gutsbesitzer und Ortsrichter Herrmann“ aus Niemegk verheiraten.
Auf dem Grabstein steht: „Hier liegt ein Gottes Mann, die Teutsche Redlichkeit. Er schmeckt in stoltzer Ruh die süße Ewigkeit. Herr M(agister) Christian Friedrich Kretzschmar / In die 17 Jahr Treu verdient gewesener Pfarrer im Stedtlein Elster / Ward geb.(oren) A(nn)o 1645 am 4. Dec(ember) von Christ-Priesterlichen Eltern, der Herr Vater ist gewesen Christian Kretzschmar, Pastor in Burkertshain, die Frau Mutter Anna Maria geborene Kosinick war Pfarrers Tochter in Stauche. Zum hiesigen pastorat vociret (als Pastor berufen) A(nn)o 1688 den 5. August, war der 8. Sonntag nach Trinit(atis). Starb den 20. Jan(uar) 1705 eines seeligen Todes Seines Alters im 60ten Jahre. / Wir schreiben auf sein Grab, ach seine schönen Gaben, / So von der Welt vergehn, die sind allhier begraben.“
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche 1653 als Fachwerkbau auf dem heutigen Standort neu errichtet, umgeben vom Friedhof. Sehr alte Grabsteine und ein Kriegerdenkmal aus dem letzten Jahrhundert sind heute südlich der Kirche zu sehen.
1861 ist ein großer Teil des Ortes bei einer großen Brandkatastrophe zerstört worden, auch die Kirche. Es dauerte viele Jahre bis zum Wiederaufbau, in dieser Zeit fand der Gottesdienst auf dem Dachboden des Pfarrhauses statt, was 1856 erbaut worden ist und nicht abgebrannt war.
Der Projektant des Kirchenneubaus, Landbaumeister Opel, schuf einen Hallenbau im neoromanischen Stil. Der Bogen über dem Altar in Anlehnung an die römischen Triumphbögen erinnert an den Sieg Christi über den Tod und das Böse.
Die Orgel wurde 1874 eingebaut, sie stand vorher in der Peterskirche in Leipzig, so dass man annimmt, dass schon Bach auf ihr gespielt haben könnte.
Der hohe Turm führte zu mehreren Blitzschlägen, so 1895, worauf eine Generalsanierung folgte. Am 19. September 1937 brannte durch Blitzschlag der Turm: Ältere Elsteraner können sich noch daran erinnern. Die Orgel ist durch das Löschwasser schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Im Zweiten Weltkrieg lagerte man etliches Inventar aus der Stadtkirche Wittenberg hier, zum Beispiel die Taufe von Vischer und Cranachgemälde. Zwei der 1926 eingebrachten bunten Fenster wurden bei der Explosion eines Munitionszuges in Elster am 16. April 1945 zertrümmert und erst zur Jahrtausendwende durch einen russischen Künstler in neuer Fassung ersetzt.
Die Glocken waren 1937 beim Turmbrand zerschmolzen, 1938 wurde das Geläut vollständig erneuert, die beiden größeren Glocken aber mussten im Krieg abgegeben werden. Als Ersatz kamen 1957 zwei Stahlglocken. Alle drei Glocken läuten – je nach Anlass in unterschiedlicher Weise – und laden zu Gottesdienst und Gebet ein.
Auch Sie sind herzlich willkommen jeden zweiten Sonntag um 10 Uhr mit uns den Gottesdienst zu feiern.
„Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, wo deine Ehre wohnt.“
Psalm 26,8
Weitere Informationen zur Kirchengeschichte auch unter www.seyda.de/elster.htm